Fünf Sterne: Fake-Bewertungen im Netz

Fünf Sterne: Fake-Bewertungen im Netz

Zahlreiche Verbraucher lassen sich vor einer Kaufentscheidung von Online-Bewertungen leiten. Doch unter echte Kundenmeinungen mischen sich häufig gekaufte Rezensionen etwa auch von professionellen Agenturen. Wie man diese erkennt.

Steht eine größere Anschaffung, eine Urlaubsreise oder ein Restaurantbesuch an oder wird ein guter Arzt gesucht, lesen viele erst einmal Bewertungen im Internet. Der Einfluss der Noten, Punkte oder Sterne auf Konsumentenentscheidungen ist groß. Seriöse Rezensionen können hilfreich sein, wenn sie ein Produkt aus einer ganz individuellen Perspektive beschreiben und zum Beispiel auf Punkte hinweisen, die eher negativ zu bewerten sind. Doch gibt es inzwischen Unmengen an gefälschten Kommentaren – positiven, um ein Produkt hochzujubeln, wie negativen, um der Konkurrenz zu schaden. Diese sind immer schwerer zu erkennen, weil die Schreiber die Tricks kennen. Sie werden dafür bezahlt, positive Bewertungen abzuliefern – oft ohne das Produkt selbst in der Hand gehabt zu haben

Das Problem: Auf diese Weise erhalten Verbraucher keinen vollständigen Überblick über verfügbare Angebote, weil die Bewertungen auch die Platzierung bei der Onlinesuche beeinflussen. Außerdem führen Fakes besonders bei der Qualitätsbeurteilung schnell in die Irre.

Bewertungen richtig einordnen

Es gibt Hinweise, um gefälschte Rezensionen zu erkennen und sich nicht täuschen zu lassen:

  • Profile angeblicher Kunden: Hat der Rezensent ausschließlich fünf Sterne vergeben, in kurzer Zeit viele Bewertungen mit womöglich ähnlichen Formulierungen und etwa für zehn verschiedene Staubsauger geschrieben, ist Skepsis angebracht. Je mehr jemand bewertet, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Rezensionen gekauft sind. Benutzt der Nutzer außerdem ein Pseudonym anstelle eines Klarnamen kann das außerdem ein Warnzeichen darstellen.
  • Nichts Negatives: Wenn alles an einem Produkt mit Superlativen beschrieben wird, gar nichts Negatives erwähnt wird, das andere Nutzer beschreiben, ist Vorsicht geboten.
  • Häufung von positiven oder negativen Bewertungen: Wenn eine Ware durchweg schlecht bewertet wurde, dann in kurzer Zeit viele positive Bewertungen folgen, stimmt vermutlich etwas nicht.
  • Länge: In der Regel fassen sich Verbraucher eher kurz. Sie verwenden nicht den vollständigen Produktnamen etwa mit der detaillierten Produktbezeichnung, das hat etwas von Marketingtexten.
  • Sprachstil: Echte Nutzer schreiben meist einfach, schildern ihren persönlichen Eindruck und sind keine Experten.
  • Ungewöhnliche Formulierungen: Wem diese auffallen, kann sie in eine Suchmaschine eingeben. Tauchen sie genauso bei anderen Produkten auf, ist das verdächtig.
  • Schlechte Übersetzung: Noch immer finden sich schlecht übersetzte Texte, in denen Englisch und Deutsch gemischt werden oder zum Beispiel merkwürdige Wörter zu finden sind, die kein Muttersprachler verwenden würde.
  • Zahl der Bewertungen: Grundsätzlich gilt – je mehr, desto besser. Ist ein eher unbekanntes Produkt neu auf dem Markt, wird allerdings gleich tausendfach hochgelobt, ist jedoch Misstrauen angebracht.
  • Übereinstimmung negativer Beurteilungen: Kritisieren viele Kunden den gleichen Punkt, ist anzunehmen, dass es sich um einen echten Mangel handelt.
  • Ausgewogenheit der Kommentare: Finden sich ähnlich viele negative wie positive Rezensionen und weder sehr schlechte noch sehr gute, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie echt sind.

Objektive Informationen

Wer zum Beispiel Bewertungen bei Amazon auf Echtheit prüfen möchte, kann auf der Seite www.reviewmeta.com die URL des gewünschten Artikels eingeben und erhält ein Ergebnis, bei dem gefälschte Rezensionen rausgerechnet wurden.

Bei technischen Geräten etwa empfiehlt es sich, Bewertungen auf anderen Seiten wie www.chip.de zu lesen oder ausführliche Produkttests auf Youtube anzuschauen.

Produktbewertungen im Internet sind immer subjektiv. Ein Forscherteam der Technischen Universität Dortmund hat untersucht, wie stark sie von der tatsächlichen Qualität des Produkts abweichen. Sie verglichen dafür Testurteile der Stiftung Warentest mit den durchschnittlichen Kundenbewertungen. Die Einschätzung der Kunden stimmte kaum mit der von Stiftung Warentest überein.

Es kann daher kein Fehler sein, sich über Testberichte etwa von Stiftung Warentest oder Ökotest über die objektiv getestete Qualität zu informieren oder sich von einem Fachmann beraten zu lassen.

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