2017 war für Anleger bislang ein phantastisches Jahr

eingestellt von Ralf Hirmer am 28. Juni 2017

Ob dies so bleibt oder ob sich Anleger in der zweiten Jahreshälfte auf härtere Zeiten einstellen müssen, beantwortet Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater.

Die erste Hälfte des Anlagejahres ist anders gelaufen als erwartet: Statt erhöhter Schwankungen aufgrund politischer Risiken sahen wir eine stetige Entwicklung der Aktienmärkte. Wie das, Herr Dr. Kater?

Im europäischen Superwahljahr waren die politischen Risiken zunächst sehr präsent. Sie hätten im Extremfall allen konjunkturellen Trends einen Strich durch die Rechnung machen können. Nun sind die neuen Parteien, denen die Globalisierung ein Dorn im Auge ist, zumindest in diesem Wahljahr nicht zum Zuge gekommen. Die Wirtschaft ist zwar gegenüber diesen Risiken sehr robust geblieben, aber ganz auszublenden sind sie auch nicht, wie die schleichende Verschlechterung im Vereinigten Königreich zeigt. Die globale Konjunktur ist alles in allem stärker als erwartet. Dies bildet die Grundlage für die solide Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte – allen voran der DAX, der dieses Jahr von Höchststand zu Höchststand kletterte.

 

Klingt geradezu nach einem Paradies für Anleger. Dann müsste der DAX doch endlich die 13.000er Marke erreichen, oder?

Es ist in der Tat nicht unrealistisch, dass der DAX noch dieses Jahr diesen Stand erreicht. Es gibt zwei Dinge, die sich bislang günstig auf den DAX ausgewirkt haben. Zum einen ist das die weiter wachsende deutsche Wirtschaft mit sehr ansehnlichen Unternehmensgewinnen, die in der diesjährigen Dividendensaison für Rekordausschüttungen gesorgt haben. Dazu kommen weiterhin niedrige Zinsen, an denen sich so schnell nichts ändern dürfte. Insofern war 2017 für Anleger bislang ein phantastisches Jahr.

 

Müssen deutsche Anleger mit einer Vertreibung aus dem Paradies rechnen?

Schwankungen gehören zum Wesen von Kapitalmärkten. Das heißt, dass die Aktienmärkte nach den deutlichen Anstiegen der letzten Monate auch einmal wieder in eine vorübergehende Korrektur fallen können. Insofern sind paradiesische Zustände an den Aktienmärkten immer nur vorübergehend. Aber aus einer Korrektur muss deswegen keine Höllenfahrt werden. So lange die Konjunktur weiter hält, steht auch das Fundament für die Aktienmärkte. Wir prognostizieren für die kommenden Monate ein fortgesetztes, moderates globales Wirtschaftswachstum, leicht anziehende Inflationsraten und nur einen ganz allmählichen Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik der EZB.